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Kinder?
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SchattenGeist:
Hallo.
Ich möchte mal eine ethische Diskussion vom Zaun brechen:
Ich habe MM. Ist es ethisch, wenn ich ein neues Leben in die Welt setze?
Ich weiss jetzt nicht, welche Verteilung das rezessive Gen in der Bevölkerung hat. Aber ich habe definitiv beide Gene defekt (ich habe MM). Wenn ich davon ausgehe, dass meine Freundin ein Gendefekt hat, dann hat mein Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:2 auch MM. Ist das zu vertreten? Meine Freundin ist der Überzeugung, dass ich wohl einen guten Vater abgebe - das ist aber eine andere Diskussion.
Wie ist eure Meinung?
Danke und Grüße
Ralph
Medizinmann99:
Hmm...eine schwere Entscheidung, die Dir niemand abnehmen kann.
Deine Freundin könnte sich bei einem Humangenetiker/in testen lassen, dadurch könntest Du die genaue prozentuale Wahrscheinlichkeit dafür ermitteln, dass ein Kind auch MM hat. MM Überträger wird es, GLAUBE ICH, in jedem Fall (bitte mich korrigieren wenn ich da irre), aber das bedeutet für sich genommen ja nichts. Das bedeutet nur, dass es eines Tages vielleicht vor demselben Dilemma steht. Wenn es keine Kinder will ist das ja egal, da es selbst gesund ist.
Ich würde mir das sehr gut überlegen und falls Du Dich für ein Kind entscheidest, davor (bereits vor der Zeugung) beten und wallfahren gehen und darum bitten, dass es gesund sein möge.
Falls Du dich gegen ein Kind entscheidest, könntet Ihr immer noch ein Kind adoptieren, z. Bsp. eines, das in die Babyklappe gelegt wurde.
Meine 2 Cent.
Du könntest denselben Faden im Forum Romanum Forum www.morbus-meulengracht.de.vu Forum starten, möglicherweise bekommst Du dort mehr Antworten?
Aber mehr muß nicht unbedingt besser sein ;-)
Liebe Grüße
Medizinmann
Medizinmann99:
Ich hab nochmal darüber nachgedacht.
Ja, es ist es unethisch, mit dem Leben anderer Menschen zu spielen, basierend auf irgendwelchen prozentualen Daten. Du weißt, dass Du MM hast und trägst daher nunmehr die volle Verantwortung.
Die ethisch korrekte Entscheidung lautet ganz klar, entweder auf Kinder zu verzichten oder eines zu adoptieren, d.h. aus menschlicher Sicht.
Trotzdem gibt es immer noch die Chance, dass das Kind gesund und "nur" Überträger ist, aber wissen kann das nur Gott.
Daher wäre beten und wallfahren meiner Meinung nach eine gute Idee, bis Du eine klare Antwort bekommst. Kommt keine Antwort, ist das auch eine Antwort, siehe oben.
Wenn Du zu einem Humangenetiker gehst, soll der Euch beide gleich durchchecken, soweit möglich, auch wenn das einen Haufen Kohle kosten sollte. Sollte sich herausstellen, dass dem Kind abgesehen von der MM Gefahr noch schwerere Erbkrankheiten drohen, ist das Problem sowieso gelöst und Du solltest dann auf eigene Kinder verzichten. Dann gibt es immer noch die Möglichkeit, ein Kind zu adoptieren.
SchattenGeist:
Danke für den Beitrag. Ich beschäftige mich schon lange damit. Es ist schwierig, daher brauche ich länger zum antworten.
Es ist jetzt "keine schlimme" Krankheit, wenn man damit umgehen kann. Wie sagte mein Arzt, der es diagnostiziert hatte: "Leute die das haben sind schon an anderen Ursachen gestorben". Und wie hier geschrieben gibt es Risikofaktoren, die MM ausbrechen lassen. Wenn man es weiß, kann man es umgehen.
Aber mal so gesehen: Wenn es nach Gene gehen würde, dürften kaum noch Leute gebären. Und besser ein Kind mit dieser Krankheit, das aber ansonsten eine schöne Kindheit hatte und ein erfülltes Leben bekommt, als weitere Chantalles und Kevins (um mal einige Vorurteile auszugraben), die bestenfalls nur nicht die notwendige Zuneigung bekommen (Filmtipp: Idiocracy)
Naja, ich habe mit meiner Freundin abgesprochen, dass wir mal beim Genetiker vorbei sehen...
Bitte versteht meine Diskussion nicht als Voreingenommenheit. Aber um möglichst alles zu betrachten nehme ich immer die Gegenseite der aktuellen Meinung ein (Advocatus Diaboli) und schreibe auch alles, was ich anderweitig gehört habe (ich diskutiere das z.B. schon lange mit meiner Freundin).
Medizinmann99:
Nun Du weißt ja selbst, wie das Leben mit MM ist, auch wenn es - lol - "keine schlimme Krankheit" sei.
Viele von uns fühlen sich lediglich ihr ganzes Leben lang wie ein kraftloser, abgeschlaffter Turnpatschen und vielen von uns kann man das auch optisch schon 10 Meilen gegen den Wind ansehen (z. Bsp. Blässe, leicht gelbliche Augen, etc.).
Und alles, was man dagegen tun kann, ist gesund wie ein Mönch leben und die Kraftlosigkeit und die anderen 100.000 Symptome irgendwie versuchen überzukompensieren...und zu hoffen, dass man irgendwas findet, was einem einigermaßen weiterhilft.
Und selbst beim besten Willen erreicht man als MMler normalerweise bei weitem nie die blühende Gesundheit, Kraft und Energie, die andere selbstverständlich haben, die längst nicht so gesund leben. Die andere, ums deutlicher zu sagen, in den Arsch gesteckt bekommen haben.
Die Frage ist halt, ob Du die Verantwortung, das einem Kind lebenslang aufzuladen, übernehmen willst oder nicht.
Ich kann Dir versichern, dass die Schuld, die damit verbunden ist, vom Oberbuchhalter - Gott - im Fall des Falles Dir zugerechnet werden wird. Denn Du wußtest ja, dass Du MM hast und das Kind mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ebenso MM haben würde und nahmst das Risiko in Kauf. Wenn das Kind dann MM hat, bist Du der Verantwortliche und das bedeutet also, dass Dir exakt dieselbe Menge Leid auferlegt werden wird, die Du dem Kind durch Deine Rücksichtslosigkeit, um nicht zu sagen Brutalität, auferlegt hast, in diesem Leben oder danach. Oder findest Du MM etwa herzallerliebst-zuckersüßholzraspelig? Ich finds eher scheisse und manchmal brutal. Brutal ists, wenn man gerade einen MM-Schub hat oder absolut keine Energie hat und man trotzdem irgendwas leisten soll oder muss. Und diese Kacke voraussichtlich lebenslang.
Du darfst das übrigens ruhig gerne für ein frommes Märchen halten, ich weise Dich nur darauf hin, dass es so ist. Alles im Leben hat seinen Preis. Das ist ausnahmsweise kein Hollywoodspruch sondern Tatsache. Weiß sogar der Volksmund: kleine Sünden bestraft Gott sofort, große später. Da steckt ein wahrer Kern drin. Es wäre etwas anderes, wenn Du nicht wüßtest, dass Du MM hast. Aber so haftest Du mit Deinem Kopf.
Deswegen würde ich mir gut überlegen, ein Kind zu bekommen nach dem Motto "so schlimm wirds schon nicht werden", "da dürfte ja keiner mehr ein Kind bekommen" und ähnlicher selbstbetrügerischer Sch*isse. Damit kommst Du keineswegs aus der Verantwortung raus.
Ebensowenig mit Argumentation wie
"Ich will halt ein Kind", "ist ja nicht mein Körper", "bin ja ein guter Vater und das ist ja die Hauptsache" und blablabla.
Ich sag Dir das im Guten, auch wenn Du das wahrscheinlich nicht hören willst.
Du darfst Dich auch gerne kringelig lachen über meine seltsamen, "unwissenschaftlichen" Ansichten, wo wir doch, laut unserer tollen Wissenschaft, alle nur elektrisch-chemische Roboter seien, die nach dem Tod wie ne Glühbirne ausgehen würden.
Ich wäre mit derlei Wetten vorsichtig, denn es ist eine Wette, ein Kind im Wissen, dass man MM hat, zu zeugen dann einfach zu hoffen, dass das Würfelspiel schon gut ausgehen wird. Und darauf zu hoffen, dass Du schon nicht zur Verantwortung gezogen werden wirst, wenn die Würfel falsch fallen, ist ebenso eine Wette, und letzteres kannst Du nicht mit letzter Sicherheit wissen.
Soweit meine Meinung dazu. Keine Ahnung warum ich das gerade geschrieben habe.
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