Morbus Meulengracht Forum

GERMAN / DEUTSCHES Morbus Meulengracht Forum => Mögliche Ursachen... => Thema gestartet von: Medizinmann99 am 23. April 2017, 22:36:14

Titel: Mastozytose, Mastzellaktivierungssyndrom
Beitrag von: Medizinmann99 am 23. April 2017, 22:36:14
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Mastozytose, Mastzellaktivierungssyndrom, 06 Dec. 2016 18:08

Begeliterkrankung Morbus Meulengracht (MM), Meulengracht-Krankheit, Gilbert-Syndrom bei Mastozytose, Mastzellaktivierungssyndrom

Morbus Meulengracht (=Gilbert-Syndrom, funktionelle Hyperbilirubinämie, Icterus intermittens juvenilis, familiärer nichthämolytischer Ikterus) ist eine weit verbreitete Stoffwechselstörung im Hämoglobinabbau (roter Blutfarbstoff), die zu geringfügig erhöhten indirekten Bilirubinwerten im Blut und damit zu einer leicht gelblichen Farbe der Haut und der Augen führen kann. Besorgte Menschen im persönlichen Umfeld lässt dies angesichts der gelblichen Gesichtsfarbe vielleicht sogar an eine Gelbsucht denken. Betroffen sind etwa 3-10% der Bevölkerung, Männer häufiger als Frauen. Nach aktueller Lehrmeinung soll diese Besonderheit im Stoffwechsel harmlos sein und keine nennenswerten Auswirkungen haben. Dennoch findet man im Internet zahlreiche schwer überprüfbare Berichte, die unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Verstimmungen, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen usw. damit in Verbindung bringen.

Die Ursache ist hauptsächlich genetisch bedingt und betrifft meistens das Enzym UGT1A1, dessen Aktivität durch die abweichende Genvariante typischerweise um 70-75% verringert wird. Das Enzym UGT1A1 dient nicht nur der Beseitigung von Bilirubin, sondern gehört zu den universellen "Entgiftungsmechanismen" des Körpers, indem es auch zur Glucuronidierung vieler anderer Stoffe befähigt ist. Nebst Alkoholen, Phenolen, Carbonsäuren und Thiolen gehören offenbar auch gewisse Amine dazu. Der Zweck dieser Reaktion liegt darin, diese Stoffe zu inaktivieren und wasserlöslich zu machen, damit sie besser über die Leber und die Niere ausgeschieden werden können. Neben körpereigenen Stoffen wie Bilirubin, Gallensäuren, Thyroxin, Steroiden und Vitaminen werden vom Körper auch viele pharmazeutische Wirkstoffe zwecks Ausscheidung glucuronidiert, z.B. Atorvastatin, Buprenorphin, Estradiol (--> Zusammenhang mit der Östrogen-Dominanz?), Ethinylestradiol, Gemfibrozil, Ibuprofen, Indinavir, ein Metabolit von Irinotecan, Ketoprofen, Paracetamol und Simvastatin. Morbus Meulengracht kann deshalb theoretisch bei der Einnahme einiger Medikamente zu stärkeren oder unerwünschten Wirkungen führen. In der Fachinformation zu Paracetamol wird z.B. darauf hingewiesen, dass beim Gilbert-Syndrom die Dosis vermindert bzw. das Dosisintervall verlängert werden muss. (Paracetamol könnte sogar kontraindiziert sein, weil aufgrund der ungenügenden Glucuronidierung der lebertoxische Metabolit NAPQI vermehrt gebildet werden könnte). Viele Studien kommen jedoch zum Schluss, dass die Verstoffwechselung von Medikamentenwirkstoffen und anderen Fremdstoffen bei Meulengracht weitgehend normal verlaufe und ohne klinische Relevanz sei.

Wegen auffälliger Parallelen zur Histaminose bzw. zum Mastzellaktivitätssyndrom (MCAS) stellt sich die Frage, ob irgend ein Zusammenhang zwischen Morbus Meulengracht und dem MCAS bestehen könnte:

Die Auslöser (Trigger) von Symptomen sind teils dieselben wie beim MCAS: Fasten oder Hungern, Stress, Alkohol, Nikotin, Schlafmangel, Menstruation.
"Fakultativ geringe Erhöhung des Gesamtbilirubins im Serum bis 34.2 µmol/L" wird genannt unter "Anamnestische Angaben und Untersuchungsbefunde, die einen Verdacht auf systemische Mastozytose begründen" [Molderings et al. 2005, S. 1745].
Paracetamol ist für einen Teil der Histaminose-Betroffenen unverträglich.
Auch erbgutschädigende Fremdstoffe (mutagene Xenobiotika) werden durch die Glucuronidierung entgiftet. Möglicherweise kann deshalb Morbus Meulengracht das Risiko von Genmutationen und damit auch von Mastzellen-aktivierenden Genmutationen erhöhen.

Vielleicht besteht auch bloss ein scheinbarer Zusammenhang: Bei Personen mit Histamin- bzw. Mastzellmediatorsymptomen konnte wie üblich bei der Allgemeindiagnostik ausser einem erhöhten Bilirubinwert nichts Auffälliges gefunden werden. Das könnte vielleicht zum Schluss verleitet haben, der für die Bilirubinämie verantwortliche Gendefekt sei in diesen Fällen für die beobachteten Symptome verantwortlich.

Weiterführende Informationen:

www.pharmawiki.ch - Morbus_Meulengracht

de.wikipedia.org/wiki/Morbus_Meulengracht
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